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    Geschäfte und Firmen aus der Region sind bereit, das Projekt zu unterstützen

    Überregional, 26.08.2016

    Mariaberg sz
    Alexander Feit hat einen großen Traum. Der 21-jährige Mariaberger Auszubildende möchte einen Fußballverein gründen, in dem hauptsächlich Flüchtlinge spielen. Damit stößt er auf viel Skepsis. In der heutigen Zeit, in der die meisten Fußballvereine der Region Nachwuchsprobleme haben, sei solch ein Ziel nicht zu realisieren, sagen die Kritiker.

    „Du hast doch nur eine große Klappe, das schaffst du nie und nimmer“, bekommt Alexander immer wieder aus seinem Umfeld zu hören. Doch was andere als eine große Klappe bezeichnen, betrachtet er als gesunden Ehrgeiz. Mit zwölf Jahren kam Alexander mit seinen Eltern aus Tomsk in Sibirien nach Deutschland. Er hat sich reingehängt, ordentlich Deutsch gelernt und sich die Fachhochschulreife erarbeitet. Nach seiner Ausbildung zum Jugend- und Heimerzieher in Mariaberg will er Sozialarbeit studieren.

    Bei seiner Arbeit in der Wohngruppe spielte er mit den behinderten Jugendlichen gerne Fußball. Bald gesellten sich auch junge Flüchtlinge dazu, die von Mariaberg betreut werden, weil sie noch nicht 18 Jahre alt sind. Um noch mehr Spieler zu haben, wandte sich Alexander auch an die jungen Bewohner des Gammertinger Flüchtlingsheims. Bald hatte er eine Gruppe von rund 15 Fußballern beisammen, die sich regelmäßig zum Training trafen.

    Mariaberger Turnier ist bisheriger Höhepunkt

    Bisheriger Höhepunkt dieses bunt gemischten Fußballclubs war das Mitarbeiterturnier von Mariaberg. Jährlich treffen sich in Mariaberg Fußballmannschaften aus verschiedenen Behinderten-Einrichtungen zum Turnier. Mariaberg geht normalerweise mit einer Mannschaft in den Wettbewerb. Diesmal waren es jedoch zwei. Alexander hatte die Erlaubnis bekommen, eine zweite Mannschaft aufzustellen, die vor allem aus behinderten jungen Menschen bestand, in der auch einige Flüchtlinge mitspielten. „Es durften nur zwei, drei sein“, erklärte Alexander, „weil sie zu gut sind für die Mariaberger Verhältnisse.“ Und so kam es, dass der 15-jährige Suhep und der 17-jährige Mohamed für die Mannschaft etwa drei Viertel der Tore geschossen haben.

    Der 21-jährige Alexander spielt natürlich gerne mit. Im Hinblick auf den Fußballverein, den er gründen will, hat er aber vor, die Ausbildung zum Trainer zu machen. Das Fußballspielen mit den Flüchtlingen hat sich mehr und mehr losgekoppelt von der Behindertenbetreuung und damit auch zunehmend in seine Freizeit verlagert. Die Ausbildung zum Trainer ist allerdings nur eines der Vorhaben im Hinblick auf den Verein. Alexander hat sich schon viele Gedanken gemacht und zahlreiche Gespräche mit potenziellen Vereinsmitgliedern geführt.

    So kommt es für ihn und seine Mitstreiter beispielsweise nicht infrage, sich einem bestehenden Verein als Gruppe anzuschließen. Sie sind der Ansicht, in einem eigenen Verein können sich die Flüchtlinge besser beweisen und sich ihre Träume leichter erfüllen. „Sie können sich stärker identifizieren“, sagt Alexander. Das setze viel positive Energie frei. Trotzdem soll der Verein nicht nur für Flüchtlinge, sondern auch für Einheimische offen stehen, so eine weitere Überlegung. Auch könne der Verein außer Fußball auch andere Sportarten anbieten, die für Flüchtlinge interessant seien, wie beispielsweise Schwimmen, was viele nicht können. Alexander hat sich auch schon erkundigt, was nötig ist, um einen eingetragenen Verein zu gründen. „Wir brauchen vier Vorstandsmitglieder und insgesamt sieben Gründungsmitglieder“, weiß er. Die stünden bereit, versichert er. Er selbst würde den Vorsitz übernehmen. Der Termin für die Gründungsversammlung steht ebenfalls schon fest. Es ist der Samstag, 3. September. Weitere Details sollen in der Versammlung besprochen werden, Aufgaben werden verteilt. Auch ein Name für den Verein muss noch gefunden werden.

    Unterstützung für sein Projekt erfährt Alexander von verschiedenen Seiten. Mehrere Vereine haben sich bereiterklärt, Test- beziehungsweise Freundschaftsspiele mit der Flüchtlingsmannschaft zu veranstalten. So hat der FC Burladingen die Mannschaft für den 11. September zu seinem Sportwochenende eingeladen. Ein Sportgeschäft hat Bälle und Schienbeinschoner gespendet, eine weitere Firma will die Trikots sponsern.

    Wer das Projekt unterstützen oder mitmachen möchte, kann Alexander Feit unter folgender Mailadresse kontaktieren:

    alexander.feit(at)yahoo.de

    Unterschrift Foto: Mit ihnen und weiteren jungen Flüchtlingen will der 21-Jährige Alexander Feit (Zweiter von links) sein Ziel erreichen: Die jungen Männer sollen in einer eigenen Mannschaft selbstbewusst Fußball spielen können Bild: Ignaz Stösser, ©Schwäbische Zeitung