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    Im Backsteinbau an der Gammertinger Straße treffen sich Flüchtlinge und Einheimische – Neuausrichtung geplant

    Riedlingen, 20.09.2016 (Eva Winkhart, ©Schwäbische Zeitung)

    Riedlingen sz
    Einen Neustart für das Begegnungscafé haben die Mitarbeiter aus dem Freundeskreis „Freunde für Fremde“ am kommenden Freitag geplant. Zwischen 16 und 18 Uhr gibt es für alle Interessierten – Flüchtlinge, Bürger von Riedlingen und der Umgebung – Kaffee und Kuchen, Spiele und Gespräche, Möglichkeiten zum Kennenlernen und um Kontakte zu knüpfen. Alle 14 Tage am Freitag im Backsteinbau in der Gammertinger Straße 18.

    Der Wegzug von Ulrike Hudelmaier, der bisherigen Leiterin und Koordinatorin der Gruppe der ehrenamtlich Tätigen im Freundeskreis, machte eine Neuausrichtung notwendig. Auch wurde der Kreis der Helfer, der deutschen und der ausländischen Besucher kleiner, die Gruppe der zu betreuenden Kinder größer. Dem wollen die zwei verbliebenen Männer und acht Frauen um Marlene Müller und Dr. Hartmut Pernice mit ihrem Neustart entgegenwirken, Menschen zum Helfen und zum Besuch ansprechen.

    Neu ist unter anderem eine Aufgliederung in Kinder und Erwachsene. Damit ungestörte Gespräche für die Großen wieder möglich werden, treffen sich die Kinder, nachdem sie sich mit Getränken und Kuchen versorgt haben, zum Spielen im Gemeinschaftsraum im Hinterhaus; dort werden sie separat betreut. Die Erwachsenen haben Zeit, um im ersten Stock Tee und Kaffee zu trinken, unterschiedliches landestypisches Gebäck zu probieren. Dabei können die Flüchtlinge ihr frisch erlerntes Deutsch mit Deutschen üben.

    Auch überlegt das Team, in Zusammenarbeit mit der Caritas Biberach-Saulgau und dem Sozialdienst Asyl des Landratsamtes und der Stadt Riedlingen, den Begegnungsnachmittag jeweils unter ein Thema zu stellen. Mögliche Themen wurden in einer ersten Teamsitzung bereits gesammelt; von „unser Landkreis“ und Berichten über die Heimatländer, dem Vermitteln von Gewohnheiten und Regeln in Deutschland, der Mülltrennung, den Schulen und Schulformen bis zum Umgang mit Frauen und Kindern reichen die Vorschläge. „Die Aufnahmephase ist zurzeit abgeschlossen – aber die Integration fängt jetzt an“, sagt Pernice. Daher sei es wichtig, dass nicht nur die Bewohner der Gemeinschaftsunterkünfte, sondern auch die bereits in separaten Wohnungen lebenden Flüchtlinge einbezogen werden. Marlene Müller ergänzt, das Ziel sei, den neu angekommenen Menschen mit Hilfe der einheimischen Besucher des Begegnungscafés die hier herrschenden Regeln und Gewohnheiten zwischen den Menschen einfach und direkt zu vermitteln. Ihre eigene Kultur soll den Flüchtlingen nicht genommen, der Alltag hier jedoch für sie erleichtert werden. Nicht das „jetzt seid ihr da – findet euch zurecht“ führe zu einem Erfolg im Zusammenleben, sagt Pernice.

    Begonnen hat das Begegnungscafé vor fast genau einem Jahr, am 9. Oktober 2015, blicken Müller und Pernice zurück. Damals habe es eine Liste mit etwa 30 Helfern gegeben: junge Menschen, teilweise Schüler, viele Ehrenamtliche aber auch Gemeinderäte, Menschen aus dem Städtle und dem Umland. Jeden Freitag war Treffen. Zum Kaffeetrinken, zum Kontakteknüpfen, zum Helfen, zum Spielen. Etwa 50 Flüchtlinge waren da, überwiegend junge Syrer, auch Familien mit Kindern. „Aus diesen Begegnungen haben sich zahlreiche Patenschaften entwickelt“, sagt Müller. Patenschaften zur Hilfe bei Behördengängen, beim Ausfüllen von Formularen, bei der Wohnungs- und Jobsuche. Hilfen beim täglichen Leben in Deutschland.

    Nahezu ausgewogen seien zu Beginn die Anteile von Einheimischen und Flüchtlingen gewesen. „Es hat sich dann gewandelt“, bedauert Marlene Müller. Das Helferteam schmolz auf 20, inzwischen auf einen Stamm von zehn. Daneben schaffte der Ramadan im Juni einen Einbruch der Besucherzahlen. Nun soll mit dem Neustart ein erneuter Anlauf genommen werden – auch durch ein vermehrtes Einbeziehen der Gäste. „Und wenn wieder mehr Menschen zum Helfen bereit sind, könnten wir das Café auch wieder wöchentlich öffnen“, sagt sie. „Die menschliche Begegnung ist immer das Wichtigste“, sind sich Müller und Pernice einig. Die Flüchtlinge kommen aus Ländern mit großer Gastfreundschaft; hier soll ihnen ein bisschen Willkommenskultur gezeigt werden.

    Das Begegnungscafé des Freundeskreises „Freunde für Fremde“ öffnet wieder am Freitag, 23. September, von 16 bis 18 Uhr, im ersten Stock des Backsteinhauses in der Gammertinger Straße 18 – für Einheimische und Flüchtlinge.

    Weitere Helfer – für die Kinderbetreuung und für das Café der Erwachsenen – sind willkommen und können sich bei Marlene Müller informieren (Telefon 07371/1516). Spenden sind möglich auf das Konto Freundeskreis Freunde für Fremde IBAN: DE36 6545 0070 0007 8047 66.

    Unterschrift Foto: Marlene Müller und Dr. Hartmut Pernice aus dem Leitungsteam des Begegnungscafés mit dem „Team-Täschle“, das alles Offizielle enthält, was das diensthabende Team an seinem Freitag braucht. Bild: Eva Winkhart, ©Schwäbische Zeitung