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    „Fremd 4.0“ spürt Hoffnungen und Leid von Flüchtlingen nach

    Laupheim, 11.10.2016 (Angelika Gretzinger, ©Schwäbische Zeitung)

    Laupheim sz
    „Fremd 4.0“, diesen Namen trägt ein Tanztheater der Strado Compagnia Danza aus Ulm. Am Montagabend war es in Ausschnitten in der Aula des Carl-Laemmle-Gymnasiums zu sehen. Bereits am Vormittag durften sich Schüler der neunten und zehnten Klasse der Friedrich-Adler-Realschule und des Carl-Laemmle- Gymnasiums die Performance anschauen. Die Aufführungen fanden im Rahmen des von der „Stiftung Christoph Sonntag“ ermöglichten Projektes „Toleranzwochen“ statt.

    Bereits 2012 setzt sich die Strado Compagnia Danza mit dem Thema Migration auseinander. Aufgrund der aktuellen Lage wurde das Thema in „Fremd 4.0“ erneut aufgegriffen. Die Kompagnie geht diesmal auf Spurensuche nach den Hoffnungen, Erwartungen und Ängsten von Menschen die zu uns kommen. Ganz bewusst verzichtete die Gruppe in ihrem Stück auf aufwendige Kostüme, da sie darstellen wollte, dass Situationen wie am „11. September“ in New York überall und plötzlich geschehen könnten. Daher wolle man den Alltag wiederspiegeln und tanze in Trainingskleidung, so die Tanzgruppe.

    Keine leichte Kost

    Leichte Kost ist die Aufführung nicht. Sie berührt und verstört. Das Leid der Flüchtlinge, aber auch ihre Freude und ihre Erwartungen werden mit eindrucksvollen Choreografien von Domenico Strazzeri aufgezeigt. Harte Texte mahnen, spontane Handlungsbrüche sind gewollt.

    Der Abend hatte mit einem kurzen Einführungsfilm, produziert von der Mediengruppe der Friedrich-Adler-Realschule in Zusammenarbeit mit Dr. Matthias Schönwald, Pädagogischer Leiter des Museums zur Geschichte von Christen und Juden in Laupheim, begonnen. „In diesem Museum geht es zuallererst um das Thema Toleranz“, erklärte Schönwald.

    Das Museum zeige, dass das Zusammenleben einer Minderheit (Juden) und einer Mehrheit (Katholiken) funktioniert habe. Rund 20 Prozent der Deutschen hätten einen Migrationshintergrund, in Laupheim seien es über 3000 Bürger. „Es ist wichtig zu erinnern, dass es auch Zeiten gab, in denen Deutsche Flüchtlinge waren“, hob er hervor. Das Gewesene dürfe nicht vergessen werden, aber auch die Zukunft müsse im Blick bleiben. Petra Schänzle, stellvertretende Schulleiterin der Friedrich-Adler-Realschule, definierte den Begriff Toleranz als „Respekt und Anerkennung der Kulturen und ihrer Akzeptanz“. Toleranz sei eine „aktive Einstellung, die miteinander geübt werden muss und zu der es Mut braucht, sich von den Menschen und ihren Schicksalen berühren zu lassen“.

    „Wir erwarten von den Schülern die Offenheit, sich dies anzuschauen und in die Diskussion untereinander zu kommen“, sagte sie. Sie gehe davon aus, dass die Eindrücke dieser Vorführung bei den Schülern länger haften bleiben, als wenn man dieses Thema nur in den normalen Schulstunden behandle.

    Die Abendvorstellung war vor allem für Eltern, aber auch für sonstige Interessierte gedacht. Jedoch fanden sich nur sehr wenige Zuschauer in der Aula des Carl-Laemmle-Gymnasiums ein.

    Unterschrift Foto: Die Szene entstand als Reaktion auf die Anschläge von Paris, wo viele Menschen gehüllt in Rettungsfolie in den Straßen zu sehen waren. Bild: Angelika Gretzinger, ©Schwäbische Zeitung