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    Syrische Familie findet in der Kleinstadt wieder zusammen – 20 Anträge auf Familiennachzug noch offen

    Überregional, 19.02.2017

    Aulendorf sz
    In Aulendorf leben seit einiger Zeit Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien. Derzeit holen einige ihre Familien nach. Nach Auskunft der Caritas Bodensee-Oberschwaben, die in Aulendorf die Flüchtlingssozialarbeit macht, haben etwa 20 Flüchtlinge einen Antrag auf Familiennachzug gestellt. Entsprechend würden weitere Wohnungen gesucht. In einer Pressemitteilung beschreibt die Caritas exemplarisch an einer syrischen Familie, wie eine Familienzusammenführung abläuft und wie es der Familie nun geht.

    Dass Ammar Akmaisha, seine Frau Raian Sasila und die gemeinsamen Kinder Roz, Taim und Tawfiq zusammen auf dem Sofa sitzen, war lange Zeit nicht möglich. Die syrische Familie war über ein Jahr getrennt voneinander. Ammar Akmaisha war alleine aus Aleppo geflohen und bereits im November 2015 nach Aulendorf gekommen. Als anerkannter Flüchtling konnte er später den Familiennachzug beantragen. Seit Dezember vergangenen Jahres lebt die Familie wiedervereint in Aulendorf.

    Der Weg der Familie zu einem gemeinsamen Leben in Deutschland war ein langer und voller Herausforderungen: Nachdem Ammar Akmaishas Asylantrag im Juni 2016 bewilligt wurde, hatte der 47-Jährige das Recht, einen Antrag auf Familiennachzug zu stellen. Damit seien, so schreibt die Caritas, jedoch hohe bürokratische Hürden verbunden: So muss der Antrag beispielsweise innerhalb von 90 Tagen nach Anerkennung als Flüchtling gestellt werden und auch die anderen Familienmitglieder müssen zahlreiche Unterlagen bei der deutschen Botschaft einreichen. Da die deutsche Botschaft in Damaskus bis auf weiteres geschlossen ist, blieben nur die deutsche Botschaft in Beirut, Libanon, oder in Istanbul in der Türkei. Also machte sich Raian Sasila Anfang September 2016 zusammen mit den Söhnen Taim (7) und Tawfiq (15), sowie der Tochter Roz (12) von Aleppo aus auf den Weg in die Türkei.

    Erst beim zweiten Versuch durften sie die Grenze überqueren. Mitte November hatten sie einen Termin bei der Botschaft bekommen. Von den Pässen, über Geburtsurkunden, bis hin zu Ehevertrag und Einträgen aus dem Melderegister musste alles vollständig vorgelegt werden, um ein Visum zu beantragen. Wenige Wochen später wurde der Familiennachzug bewilligt und am 15. Dezember kamen Raian und die Kinder in Aulendorf an.

    Obwohl die Situation für alle neu ist, habe sich die Familie schon relativ gut in Aulendorf eingelebt, schreibt die Caritas weiter. Mit der von der Stadt bereit gestellten Wohnung seien alle Familienmitglieder mehr als zufrieden. Stefan Fischer, Flüchtlingssozialarbeiter der Caritas Bodensee-Oberschwaben, nahm noch vor Weihnachten Kontakt mit den Aulendorfer Schulen auf, sodass Taim direkt nach den Weihnachtsferien in die Grundschule aufgenommen wurde. Parallel zur ersten Klasse besucht der Siebenjährige die Vorbereitungsklasse.

    Seine Geschwister Roz und Tawfiq sind seit wenigen Wochen ebenfalls in einer Vorbereitungsklasse in der Schule am Schlosspark und haben einen speziellen Stundenplan mit viel Deutschunterricht. Obwohl die Kinder Verwandte und Freunde aus Aleppo vermissen, haben sie schon neue Freunde gefunden.

    Auch Ammar Akmaisha und seine Frau Raian Sasila möchten in Aulendorf zurechtkommen. Der 47-Jährige besucht derzeit einen Integrationskurs, seine Frau hat Anfang März einen Einstufungstest an der Volkshochschule. Die 40-Jährige war in ihrer Heimat Sportlehrerin, ihr Mann arbeitete als Elektriker in einem Wasserkraftwerk. „Es ist ein erster Schritt in ein neues Leben. Wir müssen in die Zukunft schauen“, werden die beiden in der Pressemitteilung zitiert.

    Unterschrift Foto: Flüchtlingssozialarbeiter Stefan Fischer (von links) freut sich mit Raian Sasila, Tawfiq, Taim, Roz und Ammar Akmaisha darüber, dass der Familiennachzug geglückt ist. Bild: privat/E. Cambré , ©Schwäbische Zeitung